12.04.2020
Wilhelm Hey
Wilhelm Hey und sein Wirken in Töttelstädt
Wilhelm Hey, hat von 1818 bis 1827 das Pfarrhaus in Töttelstädt bewohnt und sich als Pfarrer, Erzieher und Kinderbuchautor einen Namen gemacht.
Johann Wilhelm Hey wurde am 26. März 1789 in Leina bei Gotha, als 9. Kind des dortigen Ortspfarrers Heinrich August Hey, geboren. Nach dem frühen Tod seiner Mutter ist er relativ einsam, aber sehr naturverbunden, in der Umgebung des Boxberges aufgewachsen. 1802 schickte ihn der Vater, nachdem er ihn nicht mehr selbst unterrichten konnte, nach Gotha auf das Gymnasium.
Körperlich war Hey schmächtig und klein, geistig jedoch übertraf er bald einen Großteil seiner Mitschüler, er gab anderen Schülern Nachhilfestunden und rückte selbst relativ schnell in die oberen Klassen vor. Hey begann im Jahre 1808 in Jena Theologie zu studieren. Er interessierte sich sehr für Sprachen und unternahm gerne Exkursionen in die nähere Umgebung. 1810 wechselte er die Universität und ging nach Göttingen, dort schloss er 1811 mit dem Pfarramtsexamen ab.
1818 bekam Wilhelm Hey das Amt des Pfarrers von Töttelstädt in der Nähe von Erfurt zugesprochen. Die Trauung mit seiner Frau Auguste Grosch aus Gotha fand in der Dorfkirche am 22. April 1819 statt. 450 Menschen und 112 Häuser umfasste das Dorf, dessen Pfarrerbesoldung nach Heys Aussagen zu den Besseren gehörte. In Töttelstädt hatte er endlich einen eigenen Haushalt, er konnte neben anderen Geschäften auch der Freude am Erziehen und Unterrichten nachgehen. Stets sind Zöglinge in seinem Haus, die er auf die höhere Schule vorbereitet und sie im Lebensumgang unterweist. Er unterrichtet Kinder von Bekannten und Freunden, aber auch von Minderbegüterten Gemeindegliedern. Letztere unentgeltlich und vollkommen selbstlos.
Wie sehr Wilhelm Hey mit den Bewohnern der Gemeinde verbunden, dem Dorfleben verwurzelt war, zeigt ein einschneidender, tragischer Vorfall in der Töttelstädter Geschichte. Am 15. Juni 1824 wurde in den Abendstunden der größte Teil des Dorfes in Schutt und Asche gelegt. Auch die Kirche brannte aus. Heys Anwesen, die Wirtschaftsgebäude wurden ebenfalls ein Opfer der Flammen. Die Brandursache wurde nie gefunden. Innerhalb eines Jahres wurde kräftig wiederaufgebaut, eine große Solidarität im Dorf ließ alle mithelfen, der Pfarrer mit seiner Frau vorweg. Am 20. Dezember 1825 wird die neue Kirche eingeweiht.
Obwohl Wilhelm Hey seine Gemeinde sehr liebgewonnen hatte, entschloss er schweren Herzens, sich um die freie Stelle des Predigers an der Gothaer Hofkirche zu bewerben, um mit Auguste, deren Gesundheitszustand sich dramatisch verschlechtere, näher bei den Gothaer Ärzten zu sein.
Er sollte die Stelle am 1. Januar 1828 antreten, doch Auguste erlebte die Übersiedlung nach Gotha nicht mehr. Sie starb am 4. August 1827, vermutlich an Tuberkulose. Hey selbst sprach bei ihrer Beerdigung auf dem Ortsfriedhof. Das Grab ist nicht mehr vorhanden. Das Pfarrhaus, aus dem Hey am Ende des Jahres 1827 wehmütig schied, wurde später der politischen Gemeinde übergeben. Es ist sicher ein glücklicher Zufall, das auf dem Grundstück des Hauses, das einst dem Kinderfreund Wilhelm Hey für neun Jahre Wirkungs- und Wohnstätte war, sich heute ein Kindergarten befindet.
Nach 3 Jahren an der Hofkirche Gotha zog es ihn weiter nach Ichtershausen bei Arnstadt. , dort wurde er Superintendent. 1832 heiratete er ein 2. Mal und wurde 1838, fast fünfzigjährig, Vater eines Sohnes. Er wurde ebenfalls Wilhelm genannt, sein Taufpate wurde der treue Freund Friedrich Perthes. 1847 wurde ihm von der Universität Heidelberg das Ehrendoktorat verliehen. Kurz vor seinem Tod, am 19.05 1853, konnte er seinen Sohn noch konfirmieren.
Wilhelm Hey gehört zu den Autoren, deren Werke man kennt, dessen Name aber inzwischen weithin vergessen ist. Unsere Großmütter und Väter kannten seine Fabeln, sangen in der Schule seine inzwischen zu Volksliedern gewordenen Verse. Sein Name auf den seine Gedichte, Lieder und Fabeln enthaltenden Büchern war ihm nicht wichtig; anfangs verbot er gar dem Verleger seine Nennung. Erst die Freundschaft mit dem Gothaer Verleger Friedrich Perthes brachte neue Aspekte in Heys literarisches Schaffen. 1833 erschienen bei Perthes die „Fünfzig Fabeln für Kinder". Immer bemüht die kindlichen Leser mit einer ihnen gemäßen Literatur auszustatten. Bescheidenheit und Demut und sein soziales Engagement waren wesentliche Grundzüge seines Charakters. Wilhelm Hey hat uns ein Werk hinterlassen, das ein Erinnern an seine Person mehr als rechtfertigt.
„Weißt du, wieviel Sternlein stehen?", Die Fabel vom Fuchs und vom Raben,
„Vöglein im hohen Baum" und das Weihnachtslied „Alle Jahre wieder"
sind, neben anderen, auch heute noch in aller Munde.