01.02.2022
Gedanken zur Jahreslosung - Wozu sind wir als Kirche in dieser Zeit da? Pfarrer Aechtner

Eine Zeitansage und ein Wort zur Gemeindekonzeption.

 

Wozu sind wir da:

1. Eine Zeitansage - Die Schwäche unserer Kirche ist das „Wenn und Aber“

Als Kirche sind wir dazu da, um jene zu trösten, die voller Zweifel sind, denen Mut zu machen, die sich fürchten, egal, ob vor dem Virus oder vor der Spritze.
Das alles nicht politisch korrekt, sondern Evangeliums gemäß. Jesus will den, der zu ihm kommt, nicht abweisen.

Jahreslosung: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen“ Joh 6,37 (aus dem Text von der Speisung der 5000)

„Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“ Genau das macht das Wesen Jesu aus: bedingungslose Liebe. Jesus hat jeden und jede angenommen so wie er oder sie zu ihm gekommen ist.
Völlig unabhängig davon, was jemand gedacht oder gemacht oder geglaubt hat. Wer vor ihm stand, der war für ihn zuallererst Mensch. Und den wies er nicht ab.

Die Schwäche unserer Kirche ist das „Wenn und Aber“, dass dem Lesen solcher biblischen Worte folgt.

So wird gefragt:

Wenn wir in diesen Tagen keinen abweisen, werden dann vielleicht die Kliniken überlastet? Wenn wir ungeimpfte Menschen in die Kirche lassen, übertreten wir dann nicht die erlassenen Regeln oder staatliche Ordnungen? Wenn Impfbefürworter unter uns sind, sind die vielleicht nur Obrigkeitshörig?

Jesus kannte solche Grenzziehung nicht, dass ist das Faszinierende an ihm.

Zum Zöllner ist er gegangen, obwohl das vielleicht seinem Renommee schadete. Mit dem Pharisäer, also dem gebildeten und tiefgläubigen Juden hat er sich ebenso eingelassen. Die Frau am Brunnen hat er gegen Steinewerfer verteidigt, obwohl er nicht richtig fand, was sie tat. „...geh hin und sündige hinfort nicht mehr.“ – gibt er ihr mit auf den Lebensweg, aber erst, als alle anderen weg waren. Als die 5000 kamen, sorgte er für sie mit dem was da war (5 Brote und 2 Fische).

Gewöhnen wir uns wieder an den Umgang mit Menschen, wie ihn uns Jesus vorgelebt hat, dann bleibt mein Nächster mit seiner Not mein Nächster und wird nicht zu Gunsten eines anderen Nächsten oder zu Gunsten der Sympathie für eine medizinische Behandlung übersehen.

Wo stehen wir, wenn wir solche Texte lesen?

Sind wir vielleicht die, die fragen, ob es nun wirklich gerade ‚der Schlimmste‘, der Zöllner sein muss?

Stehen wir mit einem Stein in der Hand am Brunnen, um die guten Sitten zu verteidigen?

Sagen wir eher eine Veranstaltung ab, als für das was da ist zu danken und es zu teilen?

Ich denke das nicht wirklich. Ich erlebte in den vergangenen Monaten viele Menschen unter uns, die aufopferungsvoll und gelegentlich mit Mut das tun, was ihnen ihr Herz sagt, was sie aus dem Glauben heraus als richtig und wichtig erkannt haben.

Trotzdem tut es uns gut, dass uns die Jahreslosung erinnert, dass Jesus es so meint wie er es sagt. Wenn da steht, dass wer kommt von Jesus nicht abgewiesen wird, dann ist gemeint, dass tatsächlich niemand abgewiesen werden soll, von uns, die wir in der Nachfolge leben.

Ich bin stolz, dass uns das bei den Christvespern und bei den Gottesdiensten zum Jahreswechsel bzw. am letzten Sonntag auch gelungen ist. Nun sollten wir uns anregen lassen, dass wir jene trösten, die voller Zweifel sind, denen Mut machen, die sich fürchten, dass wir nicht in erster Linie politisch korrekt handeln, sondern Evangeliums gemäß.

D.h. mein Nächster mit seiner Not bleibt mein Nächster und wird nicht zu Gunsten eines anderen Nächsten oder zu Gunsten der Sympathie zu einer medizinischen Behandlung übersehen.

 

Wozu sind wir da?

2. Ein Wort zu unserer Gemeindekonzeption

Auf unserer Internetseite stehen schöne Sätze, die unsere Gemeindekonzeption einleiten. Es lohnt sich, am Anfang des Jahres diese Sätze mal wieder zu lesen und miteinander zu überlegen, welche Schwerpunkte wir in diesem Jahr in den Gemeinden setzen wollen.

Nicht alle alles – sondern jede und jeder nach seinen Gaben und Möglichkeiten. Für die Einen wird es darum gehen, bewährtes fortzusetzen. Für Andere gibt es eine neue Herausforderung.

Eine Herausforderung wird es sein, die Gemeinden in der Region mit im Blick zu behalten, die außerhalb des KGV sind. An welcher Stelle ist Zusammenarbeit sinnvoll und wo fangen wir an? Wer sind diese Gemeinden überhaupt. Wo begegnen wir Menschen aus diesen Gemeinden? – Der Einladung zum Jugendgottesdienst im Parrbereich Gräfentonna, beim KGV-Geburtstag ausgesprochen, wollten einige Menschen folgen. Das ist durch Corona leider nichts geworden. Im neuen Jahr gibt es den Himmelfahrtsgottesdienst, der zu einem kleinen Kirchentag der Region werden könnte. Ob es uns gelingt, dort die Jahreslosung umzusetzen??

Andere Herausforderungen werden sein, unsere Kirchen weiter zu bauen und unsere Gemeinden auch. Die gar nicht so kleine Gruppe der Aktiven braucht Stärkung! Wie lässt sich diese organisieren? Es gibt Menschen, die sind müde, möchten mal für eine Zeit oder endgültig aussteigen aus der ehrenamtlichen Arbeit. Wie kann das gehen? Es gibt Menschen, die möchten mitmachen, brauchen dafür aber einen Impuls und müssen spüren, dass sie willkommen sind, auch beim Kaffee oder Bier.

Was geht mit unseren Kräften? - dass haben wir zu besprechen.

Was uns gut tut, - dass machen wir. Wo wir einen Auftrag erspüren, dafür mobilisieren wir unsere Energie.

Vor allem aber steht, dass auch wir von Jesus nicht abgewiesen werden. Jede und Jeder gehört dazu. Das ist manchmal nicht einfach auszuhalten, so unterschiedliche wie wir sind. Aber zum Schluss bereichert es uns, wenn es uns gelingt in Verbindung untereinander und mit Jesus zu bleiben.

In diesem Sinne, ein gutes und gesegnetes Jahr!